Die Clusterinitiative Forst & Holz

Clustertheorie

Was ist ein Cluster?

Cluster können als Netzwerke von Produzenten, Zulieferern, Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, Dienstleistern und damit verbundenen Institutionen (z.B. Handelskammern) definiert werden. Sie zeichnen sich aus durch gemeinsame Liefer- oder Wettbewerbsbeziehungen oder gemeinsame Interessen entlang einer Wertschöpfungskette oder auf horizontaler Ebene. Damit man von einem Cluster sprechen kann, muss eine bestimmte Anzahl von Firmen und gegebenenfalls weiteren Einrichtungen in räumlicher Nähe zusammenkommen, so dass die beteiligten Unternehmen von Synergieeffekten profitieren und diese in Wettbewerbsvorteile umsetzen können. Als wesentlicher Faktor für die Herausbildung eines Clusters gilt die Verfügbarkeit von Arbeitskräften, die über die für die Branche relevanten Qualifikationen verfügen. Innovationsbasierte Cluster profitieren von den Universitäten und Hochschulen ihrer Region also nicht nur aufgrund von deren Forschungsergebnissen, sondern auch in hohem Maße wegen der hier ausgebildeten Fachkräfte.

Was ist dann eine Clusterinitiative?

Eine Clusterinitiative kann als "Clusterprojekt" bezeichnet werden: eine organisierte, räumlich begrenzte Initiative, mit der bestimmte Bereiche eines Clusters gefördert werden sollen. Clusterinitiativen sind ein zentraler Baustein, um Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern und somit einen Cluster zu entwickeln und zu stärken.

Und was zeichnet die Clusterinitiative Forst und Holz Baden-Württemberg aus?

Die Wertschöpfung im Cluster Forst und Holz ist in Baden-Württemberg geprägt durch zahlreiche kleine und mittlere Unternehmen, die überwiegend im ländlichen Raum ansässig sind und so eine enge Verzahnung zwischen Rohstoffproduktion und Weiterverarbeitung ermöglichen. Dieser Bereich verfügt damit über eine spürbare volkswirtschaftliche Relevanz mit bemerkenswerter Beschäftigungswirkung, insbesondere im ländlichen Raum. Die Rahmenbedingungen für die weitere Entwicklung der Forst- und Holzwirtschaft in Baden-Württemberg sind günstig. Um die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und dauerhaft zu sichern, bedarf es der intensiven Vernetzung dieser vorhandenen Strukturen. Zur gezielten Förderung von Innovation und Zusammenarbeit im Cluster Forst und Holz Baden-Württemberg hat das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz die Richtlinie Cluster Forst und Holz eingeführt. Im Rahmen dieser Richtlinie wurde beim Landesbeirat Holz ein zentrales Clustermanagement für den Cluster Forst und Holz in Baden-Württemberg eingerichtet. Der Clustermanager ist als zentraler Treiber in der Clusterinitiative für eine Netzwerksteuerung zur Koordination der Clusteraktivitäten und für die Vernetzung nach innen und nach außen verantwortlich.

Das Cluster Forst und Holz umfasst alle forst- und holzbasierten Wirtschaftsaktivitäten

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Ein Cluster stellt sich vor

Der Wald bildet den Ausgangspunkt für zahlreiche Wertschöpfungsketten, die aus unserem Leben nicht wegzudenken sind. Wir schreiben auf Papier, spielen Musikinstrumente und leben in Gebäuden, in denen Holz einen wichtigen Bestandteil bildet. Allein in Baden-Württemberg arbeiten 15.600 Menschen in Branchen, die Holz in irgendeiner Weise verarbeiten und dabei rund 29 Mrd. Euro als Beitrag zum Bruttosozialprodukt leisten.

 

Lernen Sie dieses faszinierende Cluster näher kennen:

Forstwirtschaft

  • Teil der Volkswirtschaft (planmäßiges Handeln des wirtschaftenden Menschen im Wald)
  • Ziel dieser Handlungen
    • Rohstofferzeugung – vor allem von Holz –
    • Erbringen immaterieller Leistungen (Erhaltung der Wälder als Schutz- und Erholungsraum)

Forstliche Dienstleister

  • Waldbesitzer
  • Forstunternehmer
  • Forstwirte
  • Landesforstverwaltung
  • Forsttechniker

Sägeindustrie

  • Verarbeitung des im Wald geschlagenen Holzes
  • Rohholz wird zu Schnittholz verarbeitet
  • wichtigstes Bindeglied zwischen Forst- und Holzwirtschaft
  • Hauptprodukt der Sägeindustrie ist Schnittholz (Balken, Bohlen, Bretter, Latten)
    • Neben Schnittholz werden auch veredelte Produkte für die nächsten Verarbeitungsstufen angeboten.
  • Sägenebenprodukte (SNP) (Sägemehl und Hobelspäne)
    • Rohstoff für die Holzwerkstoffindustrie: Herstellung von Spanplatten und anderen Werkstoffen
    • Holzpellets und Rohmaterial in der Papierherstellung

Holzwerkstoffindustrie

  • Basis für breite Anwendungen
  • Herstellung von
    • Holzfaser-
    • Span-
    • OSB-
    • Massivholzplatten
    • sowie Furnier- und Sperrholz
  • Holzwerkstoffe (Werkstoffe auf Vollholzbasis, Furnierwerkstoffe, Spanwerkstoffe, Faserwerkstoffe und Verbundwerkstoffe)
    • werden vor allem in der Bau- und Möbelindustrie eingesetzt
    • darüber hinaus auch im Fahrzeugbau und als Verpackungsmaterial

Zellstoff- und Papierindustrie

Die Zellstoff- und Papierindustrie kann der Kategorie "Grundstoffindustrie" zugeordnet werden. Kernaufgaben dieser Industrie ist die Herstellung von Papier, Karton und Pappe.

Der Zellstoff ist ein wichtiger Rohstoff zur Herstellung von Papier. Beinahe der gesamte weltweit hergestellte Zellstoff wird aus Holz (in Form von Hackschnitzel) hergestellt, zumeist aus Industrieholz.

Papierverarbeitung

Die Erzeugnisse der papierverarbeitenden Industrie sind fest in unseren Alltag integriert.

  • Verpackungen aller Art (Zahnpasta, Saft, Eier u.v.m.)
  • Tüten (z.B. für Brötchen, Wurst etc.)
  • Kartonagen
  • Hygiene-Artikel (Papier-Handtücher, Taschentücher, Toielttenpapier etc.)
  • Tapeten

Möbelindustrie

Sie übernimmt die Aufgabe der Herstellung von Einrichtungsgegenständen aus Holz, Metall und Kunststoff und gehört zum Verarbeitenden Gewerbe. Erwirtschaftet wurde im Jahr 2020 ein Umsatz von mehr als 19 Milliarden Euro und es werden knapp 100.000 Mitarbeiter in Deutschland beschäftigt.

Zur ihr gehören unter anderem:

  • Möbelbau: der Bau (d. h. die Herstellung) von Möbeln. Er gehört zu den ältesten Tätigkeiten der menschlichen Kulturgeschichte.
    • Als Rohstoffe dienen hauptsächlich Holzwerkstoffe
  • Möbelhandel: Er ist ein verbreitetes Geschäftsmodell, in welchem durch den Handel mit Möbeln Gewinne erwirtschaftet werden.
    • Die entsprechenden Gewerbe werden als Möbelhäuser bzw. Einrichtungshäuser bezeichnet.

Sonstiges Holzgewerbe

  • Handwerk
    • Zimmererhandwerk
    • Tischlerhandwerk
    • Schreinerhandwerk
    • Parkettlegerhandwerk
    • Drechslerhandwerk
    • u.v.m.
  • Holzhandel
  • Möbelwirtschaft
  • Fertigbauindustrie
  • Bootsbau
  • Spielzeug

Holzbau

  • Der Holzbau ist der Bereich des Bauwesens, der den Baustoff Holz nutzt, aber auch ein in Holzbauweise errichtetes Bauwerk wird als Holzbau bezeichnet.
  • Als altes und eigenständiges Fachgebiet findet eine Abgrenzung von anderen Bereichen des Bauwesens (wie bspw. dem Mauerwerksbau, dem Stahlbetonbau oder dem Stahlbau) statt.
  • Holzbau ist "Gebaute Umwelt" 

Produkte aus und mit Holz

Gebäude & Infrastruktur

Ganze Häuser und auch Hochhäuser (siehe das SKAIO in Heilbronn (Deutschlands erstes Holz-Hybrid-Hochhaus) oder das Sara Kulturhus in Skellefteå, Schweden) können aus dem Werkstoff gebaut werden.

Der Verwendung von Holz als Baustoff sind keine Grenzen gesetzt.

Große Hallen sowie ganze Brücken können aus dem Rohstoff errichtet werden.

Sportartikel & Spielzeug

Snowboards, Skier, Skateboards, Kanus, Fitnessgeräte, Schlitten, Tischtennisschläger und vieles mehr werden ebenso wie viele Kinderspielsachen aus Holz gefertigt.

Energieholz

Brennholz gibt es als Scheitholz, Hackschnitzel oder Pellets. Diese für Wärme und Energie zu nutzen ist eine ökologisch sinnvolle Alternative zu den fossilen Energieträgern wie Gas und Öl.

Holz ist zudem durch seine „Grundlastfähigkeit“ sehr beliebt: Holzbefeuerte Energieanlagen können jederzeit den Betrieb gewährleisten.

Holz ein wichtiger Teil unseres Energiemixes.

Papier & Kartonagen

Auch in unserer digitalen Welt ist Papier nicht wegzudenken. Zu nahezu 95 % wird Papier aus Holz hergestellt.

Schon die alten Pharaonen schrieben auf Papyrus (aus Schilfpflanzen) und spätestens seit Johannes Gutenberg um 1440 in Mainz den Buchdruck mit beweglichen Lettern entwickelte (was bis heute als eine der bedeutendsten Erfindungen der Menschheit gilt), ist Papier nicht mehr aus unserem alltäglichen Leben wegzudenken.

Ebenso ist das tägliche Paket, welches ein Paketversanddienstleisters unserer Wahl vorbei bringt, aus Holz gemacht, wie auch die Umzugskartonagen, die unsere Umzüge um einiges leichter und erträglicher machen.

Latex

Aus dem Milchsaft der Kautschukbäume gewonnen ist Latex eine gute Alternative zu Kunststoff aus fossilen Rohstoffen.

Beispiele: Kaugummi, Einweg-Handschuhe, Autoreifen, Yogamatten, Matratzen

Möbel

Zählen Sie die Möbel in Ihrer Wohnung die aus oder mit Holz gebaut sind. Wie viele sind es?

Lebensmittel

Als Stabilisator und Trennmittel ist Holz (vielmehr der Holzbestandteil Zellulose) in vielerlei Lebensmitteln enthalten. (Beispiele: Sahne, Soßen, Eiscreme, Wurstdarm)

Nahrungsmittel aus forstlicher Produktion: Esskastanien, Nüsse, Ahorn-Sirup, Birkensaft, Obst, Früchte

Musikinstrumente

Klangqualität und Optik sind besonders wichtig bei Musikinstrumenten. Damit Musikinstrumente den hohen Ansprüchen genügen werden Sie bestenfalls aus Holz gebaut.

Alkohol

Naturkork von der Korkeiche steht weltweit ganz hoch im Kurs bei den Abfüllern. Gerade bei hochwertigen Weinen und Spirituosen. Der Wein reift, da bei Naturkork ein geringer Sauerstoffaustausch im Gegensatz zu künstlichen Verschlüssen, zugelassen wird.

Spirituosen mit Holzaufbewahrung bzw. -Verschluss: Wein, Sekt, Whisky, Sherry

Wirtschaft und Nachhaltigkeit vorantreiben

Das Potenzial des Clusters „Forst und Holz“ für die Gesellschaft ist enorm: Nachhaltige Holznutzung steht für Energiewende und Klimaschutz, für Kreislaufwirtschaft mit nachwachsenden Rohstoffen sowie für einen starken ländlichen Raum. 

Hier beginnt die Aufgabe des Clustermanagements. Es vernetzt die Akteure in Unternehmen, Hochschulen, Fachinstituten und Verwaltung und fördert Innovationen in den vielgestaltigen Wertschöpfungsketten. Das Clustermanagement ist in Baden-Württemberg bei der proHolzBW GmbH angesiedelt

 

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Wie das Land das Cluster unterstützt

Seit 2008 unterstützt das Land im Rahmen des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) das Cluster „Forst und Holz“. Neben Forschungsvorhaben im Zusammenhang mit der Wertschöpfungskette werden Clustermanagementstrukturen gefördert und seit 2015 zudem innovative Holzbaulösungen in modellhaften Vorhaben modelliert. Bei der Förderung durch das „Holz Innovativ Programm“ wird das Ministerium vom Clusterbeirat „Forst und Holz“ beraten und unterstützt. Expertinnen und Experten der unterschiedlichen Fachbereiche des Clusters „Forst und Holz“ bilden den Clusterbeirat. Ein wichtiger Effekt ist die stärkere Vernetzung der einzelnen Branchen innerhalb des Clusters.

hier geht es zum Holz Innovativ Programm